Hausarbeit

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Achtung: Wenn in einer Veranstaltung das Verfassen einer Hausarbeit als Möglichkeit des Scheinerwerbs angeboten wird, informieren Sie sich unbedingt bei der Dozentin oder dem Dozenten über die spezifischen Anforderungen, die im Detail durchaus von den hier genannten abweichen können. Gleiches gilt für die Zwischenprüfungsarbeit!


Beachten Sie hierzu unbedingt die allgemeinen Hinweise zur guten wissenschaftlichen Praxis und der Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten in der Ober-Rubrik Schriftliche Arbeiten im Studium


Die Hausarbeit im Philosophiestudium

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Unter einer Hausarbeit versteht man einen thematisch geschlossenen Text, der ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Fragestellung argumentativ entfaltet. Die Länge einer Hausarbeit variiert in etwa zwischen 10 und 20 Seiten (3000 und 6000 Wörtern). Im Rahmen des Studiums dient die Hausarbeit dem Erwerb von Seminar- oder Modulscheinen oder dem Erwerb der Zwischenprüfung. Mit dem Erstellen von Hausarbeiten sollen Sie sich die handwerklichen Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens aneignen und deren Beherrschung unter Beweis stellen; wissenschaftliche Innovativität oder Originalität ist nicht das primäre Ziel!

Grundsätzlich gilt, dass gute Hausarbeiten der langfristigen und sorgfältigen Planung bedürfen. Dazu sollten Sie § 22 der MaPO im OKAPI und die allgemeinen Hinweise zu schriftlichen Arbeiten im Studium beachten, insbesondere aber:

  1. Eine Frage zur Orientierung auswählen oder entwickeln
  2. Literatur recherchieren, selektieren und exzerpieren
  3. Eine Gliederung entwerfen
  4. Diese möglichst von KommilitonInnen (auch fachfremden) kommentieren lassen
  5. Eine verbesserte Gliederung dem Dozenten/der Dozentin vorlegen
  6. Nach Rücksprache die Gliederung weiter überarbeiten
  7. Eine Rohfassung der Arbeit schreiben
  8. Sich damit erneut der Kritik und Anregungen von Bekannten aussetzen
  9. Die Rohfassung komplett oder teilweise, gegebenenfalls mehrfach nach inhaltlichen Kriterien überarbeiten
  10. Die Arbeit nach stilisitischen und formalen Kriterien fertigstellen

Folgende Hinweise befassen sich detaillierter mit dem effektiven Verfassen speziell von philosophischen Hausarbeiten:

Vorbesprechung mit der Dozentin oder dem Dozenten

Sie sollten Das Thema der Hausarbeit immer im Vorab mit der Dozentin oder dem Dozenten absprechen und sich bei Bedarf auch während des Verfassens der Hausarbeit bei ihr oder ihm Hilfe holen. Die Lehrenden des Instituts haben Erfahrung bei der Betreuung von Hausarbeiten und können Ihnen z.B. bei der Themenwahl oder der Gliederung helfen und Literaturhinweise geben.


Die Fragestellung

Hinweise zu Entwicklung, Art und Reichweite philosophischer Fragestellungen finden Sie unter Philosophische Fragestellungen.

Die Vorbereitung

Literaturrecherche und Lektüre

Lesen Sie hierzu unbedingt die Einträge zur Literaturrecherche und zu Lesetechniken, um effektiv zu recherchieren und zielführend zu exzerpieren.

Formatierung

Lesen Sie hierzu den Eintrag Formale Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten.

Einrichtung des Textverarbeitungsprogramms

Bereits vor Beginn des Schreibens sollten Sie einige Grundeinstellungen an Ihrem jeweiligen Textverarbeitungsprogramm vornehmen, um sich umständliche Formatierungsarbeiten von vornherein zu sparen. Dazu können Sie sich die Word Kurzanleitung ansehen und bereits eingerichtete Dokumentvorlagen für die gängige Software aus dem Internet herunterladen, die Sie verwenden und gemäß Ihren Wünschen anpassen können.

Indem Sie schon bei der Erstellung der Gliederung z.B. den Seitenumbruch und die Formatvorlagen für Abschnittsüberschriften nutzen, können Sie das Inhaltsverzeichnis automatisch erstellen und aktualisieren lassen. Einmal eingestellt spart das sehr viel Zeit und Nerven!!!

Die Gliederung einer Hausarbeit

Grob gliedert sich eine Hausarbeit üblicherweise in drei Abschnitte:

  • Einleitung – mögliche Bestandteile: Erläuterung des Themas und der Fragestellung, Darlegung seiner Relevanz (im Rahmen der jeweiligen Veranstaltung), Ankündigung der eigenen These und dem angestrebten Vorgehen, Kommentierung des Textaufbaus. Relevanz, Methode und Transparenz sind hier die wichtigsten Stichworte.
  • Durchführung – die eigentliche Argumentation, meist in Form einer gestuften Abhandlung oder eines Vergleichs (z. B. mit Blick auf die Fragestellung). Hier muss ein nachvollziehbares Verhältnis zwischen Darstellung, Kommentierung und eigener Argumentation je nach Funktion der einzelnen Gliederungspunkte gefunden werden. Zentral sind hier Klarheit in Gliederung und Ausdruck sowie Stringenz in der Markierung eigener und fremder Argumentation.
  • Schluss – mögliche Bestandteile: Rückblick auf den Verlauf der Argumentation, Zusammenführung einzelner Gliederungspunkte, Kurzfassung der eigenen These mit Erläuterung ihrer Relevanz bzw. Beantwortung der Ausgangsfrage oder abschließende Kommentierung einzelner Aspekte, abschließende Positionierung innerhalb der jeweiligen Debatte, Ausblick auf weiterführende Fragen.

Philosophisches Schreiben

Neben den wichtigen allgemeinen stilistischen Überlegungen sind beim Verfassen der Hausarbeit folgende Punkte zu beachten:

Darstellung und Argumentation

In einer Hausarbeit sollte in der Regel nicht nur eine fremde Position dargestellt, sondern auch kritisch dazu Stellung bezogen oder eine eigene Position argumentativ entwickelt werden. Generell ist es dabei wichtig, kenntlich zu machen, was zur Darstellung einer fremden Position gehört und was ein eigener Beitrag zum Thema ist (mehr dazu im Artikel Zitieren). Dabei empfiehlt es sich, diese Trennung streng zu vollziehen und bestimmte Textabschnitte ganz der Darstellung, andere ganz der kritischen Diskussion zu widmen. Je nach dem, ob Sie sich um eine schrittweise Analyse, eine Gegenüberstellung oder eine Einordnung bemühen, können ganz unterschiedliche Gliederungen sinnvoll sein. Das Verhältnis von Darstellung, Kommentar und eigener Argumentation sollte in einem gut überlegten Verhältnis stehen.

Die Darstellung fremder Positionen

Die Darstellung fremder Positionen kann mit Hilfe von Zitaten oder als Kurzreferat in eigenen Worten erfolgen. Insgesamt gilt: Zu jedem Zitat und Referat gehört ein Nachweis der Textstelle, auf die es sich bezieht, da die Darstellung sonst als Plagiat erscheinen kann. Es empfiehlt sich, möglichst sparsam zu zitieren und sich dabei auf einschlägige Passagen oder zentrale begriffliche oder argumentative Festlegungen konzentrieren. Die Hausarbeit sollte in ihren darstellenden Teilen keinesfalls eine bloße Kollage aus Passagen des behandelten Textes sein.

Die Relevanz des Geschriebenen für die Fragestellung

Das Verfassen des Textes sollte nach Möglichkeit konzentriert auf die Behandlung einer präzisen Fragestellung ausgerichtet sein. In die Arbeit gehören nur Dinge, die für die Darlegung, Klärung oder Beantwortung der Fragestellung relevant sind! Themenvorgaben, die nicht als Frage formuliert sind, lassen sich meist in konkretere Fragen überführen, die so Gliederung und Argumentationsverlauf der Arbeit nahelegen.

Formulieren Sie in Ihren eigenen Worten

Ein philosophisches Problem oder eine philosophische Position sind erst dann verstanden, wenn es einem gelingt, sie unabhängig von der ursprünglichen Terminologie in eigene Worte zu fassen. Nur das, was man in einer Sprache sagen kann, die man selber spricht, versteht man auch. Umgekehrt lässt sich nur das, was man versteht, klar und überzeugend darstellen, vertreten oder kritisieren.

Die Philosophieleserin

Die Hausarbeit ist eine Übung im philosophischen Schreiben. Als solche ist sie nicht an Sie und auch nicht an die Seminarleitung adressiert, sondern an ein Konstrukt, das man "die Philosophieleserin" nennen kann. Die Philosophieleserin ist definiert durch eine je nach Kontext variierende Menge von Kompetenzen und Hintergrundwissen (die Philosophieleserin einer Magisterarbeit ist eine andere als die eines Essays im Einführungskurs). In der Regel ist es nicht ganz falsch, zu versuchen, seinen Essay so zu schreiben, dass die Philosophieleserin eine Person ist, die keine Vorkenntnisse in der Materie, sondern nur eine Menge gesunden Menschenverstand und die Bereitschaft, sich mit Ihrem Text zu beschäftigen, mitbringt. Denken Sie beim Schreiben immer an die Philosophieleserin: Haben Sie ihr klargemacht, worum es geht? Und wie Sie vorgehen? Kann sie dem folgen, was Sie schreiben? Setzten Sie nicht zu viel voraus? Erklären Sie vielleicht zu wenig oder (was viel seltener vorkommt) zu viel?

Gegenlesen lassen

Eine ungeheure Qualitätssteigerung lässt sich dadurch erreichen, dass Sie das Konstrukt der Philosophieleserin durch eine reale Person ersetzen. Lassen Sie ihre Hausarbeit oder auch kurze Textproben von einer Kommilitonin oder einem Kommilitonen oder nach Absprache von der Betreuerin oder dem Betreuer gegenlesen und kommentieren, bevor Sie sie noch einmal überarbeiten.

Dazu lautet die einfache "Feedback-Regel": vorzugsweise in Ich-Formulierungen zu kommentieren.

  • "Mir wird nicht klar, wie Punkt X zur Begründung von Y beitragen soll."

Anstatt:

  • "Punkt X ist doch offensichtlich quatsch."

Dadurch sollen kontraproduktive Abwehrhaltungen und Rechtfertigungsversuche von vornherein vermieden werden, insofern der Kommentar auf echte Schwierigkeiten des Lesers und Optimierungsmöglichkeiten fokussiert bleibt.

Überarbeiten

Korrekturlesen


Schreibphasen: Kreativität und Korrektur

Bei der Erstellung von Hausarbeiten wechseln sich kreative und korrektive Aktivitäten ab, deren Vermischung viel Zeit und Energie rauben kann. SchreibtrainerInnen raten deshalb oft dazu, die kreativen Phasen strikt von den Korrekturphasen zu trennen:

Man startet mit dem kreativen Sammeln von Ideen vor dem Hintergrund einer Leitfrage, selektiert in einem zweiten Schritt die wichtigsten Punkte mit Blick auf eine strukturierte Antwort, nutzt diese Gliederung drittens für wieder kreativ verfasste Rohfassung der einzelner Abschnitte und geht zum Schluss mit korrigierendem Blick (möglichst auch Dritter) zum Feinschliff über.

Die Hoffnung, eine Hausarbeit lasse sich in einem Durchgang "einfach runterschreiben", ist irreführend und realitätsfern. Andererseits ist es sinnvoll, bestimmte Überlegungen, die schon geklärt oder unerlässlich erscheinen, versuchsweise schriftlich zu fixieren. Entweder die so geschaffenen Textstücke fügen sich später in ein gegliedertes Ganzes ein oder die Gliederung muss ihnen angepasst werden. Eine dritte Möglichkeit (an die man sich gewöhnen sollte!) besteht darin, den produzierten Text zu löschen und mit Blick auf die übergreifende Argumentationsstrategie neu zu schreiben (oder für schlechte Zeiten digital zu speichern).

Wirklich gute Arbeiten entstehen meist dadurch, dass mehrere Abstimmungsdurchgänge die Textstruktur intern optimieren, d.h. überflüssige Abschnitte verworfen, unklare Passagen neu geschrieben und verstreute Bemerkungen an der entsprechenden Stelle kompakt abgehandelt werden.


1. Gedanken entwickeln und auswählen

Wenn Sie glauben eine Fragestellung gefunden zu haben, ist es sinnvoll, gleich Gedanken dazu zu entwickeln, festzuhalten und zu ordnen. Das geht sinnvollerweise nur schriftlich. Es gibt erprobte Verfahren, die dabei hilfreich sind (und sich auch zum Finden oder Präzisieren von Fragestellungen eignen können). Lesen Sie dazu z.B. den Eintrag zum so genannten Mindmapping.

Es geht in dieser Phase um den kreativen Startpunkt zur Textproduktion, bei dem auf Form und Eleganz keine Energie verschwendet werden braucht. Mit diesem Startpunkt soll zunächst ein Überblick über die eigenen Kenntnisse, Anknüpfungsmöglichkeiten und Leerstellen gewonnen werden. Dabei können gelegentlich auch zunächst abwegige Gedanken zu überraschenden Ideen und Perspektiven führen. Aus der so kreierten Sammlung von Stichwörtern, Zitaten, Positionen, Argumenten, Bezügen, Widersprüchen oder auch offenen Fragen kann in einem zweiten Schritt selektiert und anhand dieser Auswahl nach einer stimmigen Struktur gesucht werden. Möglicherweise führt dieses "Brainstorming" zu einer Verlagerung oder Präzisierung der Fragestellung, die gegebenenfalls abgesprochen werden muss.

2. Strukturierung und Gliederung

Sobald die Fragestellung klar konturiert ist und Sie erste Gedanken gesammelt und geordnet haben, kann auf dieser Grundlage eine Gliederung entwickelt werden. Vor Beginn des Schreibens sollte ein klarer Plan der Gliederung des Textes schriftlich fixiert werden, der bei fortschreitender Arbeit gegebenenfalls modifiziert werden muss. Die Gliederung ist unentbehrlich für das Verfassen eines gut lesbaren Textes; ein philosophischer Text ist erst dann fertig, wenn er gut gegliedert ist. Mit der Gliederung ergeben sich die Kapitel und Unterabschnitte der Arbeit, weshalb es Sinn macht, unter Vorlage dieser Gliederung mit den DozentInnen Rücksprache zu halten. Auch KommilitonInnen können hierzu u.U. wertvolle Kommentare hinsichtlich der Verständlichkeit und Plausibilität des Projektes liefern. Mehr dazu unter Struktur philosophischer Arbeiten.

3. Rohfassung

Entlang der erarbeiteten Gliederung gilt es nun eine Rohfassung der Arbeit zu schreiben. Je ausgefeilter die Gliederung, desto klarer ist, was an welcher Stelle sinnvollerweise behandelt werden muss bzw. wo es nicht behandelt werden kann. Ist die Gliederung gut durchdacht, steht hier schon fest, wie die einzelnen Abschnitte zu einander in Beziehung stehen, d.h. auch wie plausibel der Übergang von einem zum nächsten Abschnitt ist. Mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen lassen sich die einzelnen Gliederungspunkte ständig um relevante Ergänzungen erweitern, Passagen austauschen oder wieder löschen. Auch diese Phase ist geprägt von einem kreativen Moment der Organisation von Gedanken und braucht nicht mit formalen Fleißarbeiten belastet zu werden - die dabei investierte Zeit geht beim späteren Löschen oder Umformulieren schlicht verloren. Eine Ausnahme sollte allerdings mit Blick auf die Fußnoten gelten: Zitate und Referenzen, für die nicht direkt eine Fußnote mit Literaturangabe angelegt wird, bedürfen am Ende der Arbeit eines erheblichen, erneuten Rechercheaufwandes.

4. Feinschliff

Stilistische und formale Feinarbeiten sollten bis zum Schluss aufgehoben werden, da sonst u. U. viel Zeit damit verschwendet wird, wohlgeformte aber überholte Passagen einzuarbeiten, die womöglich gar nicht mehr in den Textverlauf passen! Den Abschluss bildet die Prüfung im Hinblick auf:

  • Vollständigkeit, Stringenz und Verständlichkeit
  • Einleitung und Schluss und deren "rahmende" Funktion
  • Überleitungen zwischen den einzelnen Gliederungspunkten
  • Stilistischen Überschwang (wie z.B. Metaphorik, Polemik, Ironie usw.)
  • Fußnoten und Belege
  • Grammatik und Rechtschreibung (Rechtschreibprüfung erst zum Schluss einschalten!)
  • Layout, bzw. Textformatierung nach Maßgabe der DozentInnen
  • Inhaltsverzeichnis, Deckblatt, Erklärung zur Eigenständigkeit.

Internetlinks zum Thema

  • An der Goethe-Universität bietet das Kompetenzzentrum Schreiben Unterstützung in Form von Broschüren, Beratungen und Workshops.
  • Der Philosophiedozent Andreas Vieth bietet auf seiner Homepage eine sehr umfangreiche Broschüre zum Download an - u.a. mit einer Sammlung typischer Mängel in philosophischen Arbeiten von Studierenden.
  • Eine übersichtlich gegliederte Zusammenfassungen zum Thema wissenschaftliche Hausarbeit aus dem Buch Keine Angst vor dem leeren Blatt: Ohne Schreibblockaden durchs Studium (Otto Kruse (2002) Frankfurt/Main) gibt es auf mediaculture online.


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