Hausarbeit
Achtung: Wenn in einer Veranstaltung das Verfassen einer Hausarbeit als Möglichkeit des Scheinerwerbs angeboten wird, informieren Sie sich unbedingt bei der Dozentin oder dem Dozenten über die spezifischen Anforderungen, die im Detail durchaus von den hier genannten abweichen können. Analoges gilt für die Zwischenprüfungsarbeit! |
Beachten Sie hierzu auch die allgemeinen Hinweise zur guten wissenschaftlichen Praxis und der Erstellung von wissenschaftlichen Arbeiten in der Ober-Rubrik Schriftliche Arbeiten im Studium
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Hausarbeit im Philosophiestudium
- 2 Vorbesprechung mit der Dozentin oder dem Dozenten
- 3 Die Fragestellung
- 4 Der Aufbau einer Hausarbeit
- 5 Die Vorbereitung
- 6 Schreibphasen: Kreativität und Korrektur
- 7 Philosophisches Schreiben
- 8 Gegenlesen lassen
- 9 Überarbeiten
- 10 Korrekturlesen
- 11 Internetlinks zum Thema
Die Hausarbeit im Philosophiestudium
Unter einer Hausarbeit versteht man einen thematisch geschlossenen Text, der ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Fragestellung argumentativ entfaltet. Die Länge einer Hausarbeit variiert in etwa zwischen 10 und 20 Seiten (3000 und 6000 Wörtern). Im Rahmen des Studiums dient die Hausarbeit dem Erwerb von Seminar- oder Modulscheinen oder dem Erwerb der Zwischenprüfung.
Die folgenden Hinweise können beim Verfassen von Hausarbeiten hilfreich sein, ebenso die Word Kurzanleitung.
Vorbesprechung mit der Dozentin oder dem Dozenten
Sie sollten Das Thema der Hausarbeit immer im Vorab mit der Dozentin oder dem Dozenten absprechen und sich bei Bedarf auch während des Verfassens der Hausarbeit bei ihr oder ihm Hilfe holen. Die Lehrenden des Instituts haben Erfahrung bei der Betreuung von Hausarbeiten und können Ihnen z.B. bei der Themenwahl oder der Gliederung helfen und Literaturhinweise geben.
Die Fragestellung
Wählen Sie eine Fragestellung, die Sie wirklich interessiert. Eine wichtige Voraussetzung für das Verfassen eines philosophischen Textes ist ein eigenständiger Zugriff auf das behandelte Problem bzw. den zu interpretierenden Text. Dieser Zugriff lässt sich am besten durch eine eigene Fragestellung verwirklichen.
Eine gute Fragestellung sollte sich in Form eines Argumentationsziels formulieren lassen, das mit der Arbeit erreicht werden soll. Sich einfach nur einen Gegenstand als Thema zu wählen ("Kants Begriff der moralischen Autonomie", "Quines Gedankenexperiment der radikalen Übersetzung") ist in der Regel zu unspezifisch und führt sehr oft zu Schwierigkeiten bei der Konzeption und Gliederung der Arbeit. Eine gute Fragestellung gibt nicht nicht nur vor, womit man sich in der Arbeit beschäftigen will, sondern sagt darüber hinaus, mit welchem Ziel man dies tun möchte.
Ganz allgemeine Orientierungsfragen sind zum Beispiel:
- Worin genau besteht das Problem, das ein/e AutorIn zu lösen versucht?
- Für welche Überzeugungen, Thesen, Positionen, Perspektiven usw. wird im Einzelnen argumentiert?
- Welche werden referiert, verteidigt oder kritisiert?
- Welche Gründe werden zur Rechtfertigung einzelner Festlegungen angeführt?
- Inwieweit erscheinen Ihnen die Thesen und ihre Begründungen im Einzelnen plausibel?
- Was spricht gegen einzelne Thesen?
- Erscheinen Ihnen die Begründungen hinreichend und warum bzw. warum nicht?
- Kennen sie weitere Gründe, die zur Stützung oder Ablehung der Thesen geeignet sind?
Leitfragen für philosophische Hausarbeiten sollten in Absprache mit der BetreuerInnen so präzisiert und eingeschränkt werden, dass sie im Rahmen einer Hausarbeit sinnvollerweise behandelt werden können. Überprüfen Sie zunächst selbst, ob die Fragestellung so gewählt ist, dass sie sich im Rahmen Ihrer Vorkenntnisse, Ihres Leistungsvermögens und des Umfangs der Hausarbeit gut bearbeiten lässt. Gerade vor dem Hintergrund einer überschaubaren Leitfrage lassen sich Ausblicke auf verwandte Themen und größere theoretische Ausblicke leicht aufgreifen.
Der Aufbau einer Hausarbeit
Grob gliedert sich eine Hausarbeit üblicherweise in drei Abschnitte:
- Einleitung – mögliche Bestandteile: Erläuterung des Themas und der Fragestellung, Darlegung seiner Relevanz, Ankündigung der eigenen These und angestrebtem Vorgehen, Kommentierung des Aufbaus des Textes.
- Durchführung – die eigentliche Argumentation, meist in Form einer gestuften Abhandlung mit Blick auf die Fragestellung. Hier muss ein sinnvolles Verhältnis zwischen Darstellung, Erläuterung und Kommentierung mit Blick auf die Funktion der einzelnen Gliederungspunkte gefunden werden.
- Schluss – mögliche Bestandteile: Darlegung und Erläuterung der eigenen These, Rückblick auf den Text, Ausblick auf offene Fragen.
Die Vorbereitung
Literaturrecherche und Lektüre
Lesen Sie hierzu die Einträge zur Literaturrecherche und zu Lesetechniken.
Einrichtung des Textverarbeitungsprogramms
Bereits vor Beginn des Schreibens sollten Sie einige Grundeinstellungen an Ihrem jeweiligen Textverarbeitungsprogramm vornehmen, um sich umständliche Formatierungsarbeiten von vornherein zu sparen. Dazu können Sie die Word Kurzanleitung oder die Hinweise zur Textverarbeitung lesen und bereits eingerichtete Dokumentvorlagen für die gängige Software herunterladen, die Sie verwenden und gemäß Ihren Wünschen anpassen können. Indem Sie schon bei der Erstellung der Gliederung z.B. den Seitenumbruch und die Formatvorlagen für Abschnittsüberschriften nutzen, können Sie das Inhaltsverzeichnis automatisch erstellen und aktualisieren lassen. Einmal eingestellt spart das sehr viel Zeit und Nerven!!!
Schreibphasen: Kreativität und Korrektur
Bei der Erstellung von Hausarbeiten wechseln sich kreative und korrektive Aktivitäten ab, deren Vermischung viel Zeit und Energie rauben kann. SchreibtrainerInnen raten deshalb oft dazu, die kreativen Phasen strikt von den korrektiven zu trennen:
Man startet mit einem kreativen Sammeln von Ideen entlang einer Leitfrage, selektiert in einem zweiten Schritt die wichtigsten Punkte mit Blick auf eine stimmige Struktur, nutzt diese Gliederung drittens für eine wieder kreativer verfasste Rohfassung und geht zum Schluss mit korrektivem Blick zum Feinschliff über.
Die Hoffnung, eine Hausarbeit lasse sich in einem Durchgang "einfach runterschreiben", ist irreführend und realitätsfern. Wirklich gute Arbeiten entstehen dadurch, dass mehrere Abstimmungsdurchgänge die Textstruktur intern optimieren, d.h. redundante Teile verworfen und unklare Passagen neu geschrieben werden.
1. Gedanken entwickeln und auswählen
Wenn Sie glauben eine Fragestellung gefunden zu haben, ist es hilfreich, gleich Gedanken dazu festzuhalten, zu entwickeln und zu ordnen. Das geht sinnvollerweise nur schriftlich. Es gibt erprobte Verfahren, die dabei hilfreich sind. Lesen Sie dazu z.B. den Eintrag zum so genannten Mindmapping. Es geht in dieser Phase um den kreativen Startpunkt zur Textproduktion, bei dem auf Form und Eleganz keine Energie verschwendet werden braucht. Mit diesem Startpunkt soll zunächst ein Überblick über die eigenen Kenntnisse und Anknüpfungsmöglichkeiten gewonnen werden. Dabei können gelegentlich auch zunächst abwegige Gedanken zu überraschenden Ideen und Perspektiven führen. Aus der so kreierten Sammlung von Stichwörtern, Zitaten, Positionen, Argumenten, Bezügen, Widersprüchen oder auch offenen Fragen kann in einem zweiten Schritt selektiert und anhand dieser Auswahl nach einer stimmigen Struktur gesucht werden. Möglicherweise führt dieses "Brainstorming" zu einer Verlagerung oder Präzisierung der Fragestellung, die gegebenenfalls abgesprochen werden muss.
2. Strukturierung und Gliederung
Sobald die Fragestellung klar konturiert ist und Sie erste Gedanken gesammelt und geordnet haben, kann auf dieser Grundlage eine Gliederung entwickelt werden. Vor Beginn des Schreibens sollte ein klarer Plan von der Gliederung des Textes schriftlich fixiert werden, der im Zuge der Durchführung der Arbeit gegebenenfalls modifiziert werden muss. Die Gliederung ist unentbehrlich für das Verfassen eines gut lesbaren Textes; ein philosophischer Text ist erst dann fertig, wenn er gut gegliedert ist. Mit der Gliederung ergeben sich die Kapitel und Unterabschnitte der Arbeit, weshalb es Sinn macht, unter Vorlage dieser Gliederung mit den DozentInnen Rücksprache zu halten.
3. Rohfassung
Entlang der erarbeiteten Gliederung gilt es nun eine Rohfassung der Arbeit zu schreiben. Je ausgefeilter die Gliederung, desto klarer ist, was an welcher Stelle sinnvollerweise behandelt werden muss bzw. wo es nicht behandelt werden kann. Ist die Gliederung gut durchdacht, steht hier schon fest, wie die einzelnen Abschnitte zu einander in Beziehung stehen, d.h. auch wie plausibel der Übergang von einem zum nächsten Abschnitt ist. Mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen lassen sich die einzelnen Gliederungspunkte ständig um relevante Ergänzungen erweitern, Passagen austauschen oder wieder löschen. Auch diese Phase ist geprägt von einem kreativen Moment der Organisation von Gedanken und braucht nicht mit formalen Fleißarbeiten belastet zu werden - die dabei investierte Zeit geht beim späteren Löschen oder Umformulieren schlicht verloren. Eine Ausnahme sollte allerdings mit Blick auf die Fußnoten gelten: Zitate und Referenzen, für die nicht direkt eine Fußnote mit Literaturangabe angelegt wird, bedürfen am Ende der Arbeit eines erheblichen, erneuten Rechercheaufwandes.
4. Feinschliff
Stilistische und formale Feinarbeiten sollten bis zum Schluss aufgehoben werden, da sonst u. U. viel Zeit damit verschwendet wird, wohlgeformte aber überholte Passagen einzuarbeiten, die womöglich gar nicht mehr in den Textverlauf passen! Den Abschluss bildet die Prüfung im Hinblick auf:
- Vollständigkeit und Verständlichkeit
- Einleitung und Schluss und deren "rahmende" Funktion
- Überleitungen zwischen den einzelnen Gliederungspunkten
- Stilistischen Überschwang (wie z.B. Metaphorik, Polemik, Ironie usw.)
- Fußnoten und Belege
- Grammatik und Rechtschreibung (Rechtschreibprüfung erst zum Schluss einschalten!)
- Layout, bzw. Textformatierung nach Maßgabe der DozentInnen
- Inhaltsverzeichnis sowie Deckblatt.
Philosophisches Schreiben
Beim Verfassen der Hausarbeit sind folgende Punkte zu beachten:
Darstellung und Argumentation
In einer Hausarbeit sollte in der Regel nicht nur eine fremde Position dargestellt, sondern auch kritisch dazu Stellung bezogen oder eine eigene Position argumentativ entwickelt werden. Generell ist es dabei wichtig, kenntlich zu machen, was zur Darstellung einer fremden Position gehört und was ein eigener Beitrag zum Thema ist. Dabei empfiehlt es sich, diese Trennung streng zu vollziehen und bestimmte Textabschnitte ganz der Darstellung, andere ganz der kritischen Diskussion zu widmen. Das Verhältnis von Darstellung und Argumentation ist idealer Weise ausgeglichen.
Die Darstellung fremder Positionen
Die Darstellung fremder Positionen kann mit Hilfe von Zitaten oder mit Hilfe von Referaten in eigenen Worten erfolgen. Insgesamt gilt: Zu jedem Zitat und Referat gehört ein Nachweis der Textstelle, auf die es sich bezieht, da die Darstellung sonst als Plagiat erscheinen kann. (Siehe die Hinweise zum Zitieren!) Es empfiehlt sich, möglichst sparsam zu zitieren. Die Hausarbeit darf auch in ihren darstellenden Teilen keinesfalls eine Kollage von Zitaten des behandelten Texts sein.
Die Relevanz des Geschriebenen für die Fragestellung
Das Verfassen des Textes muss immer konzentriert auf die Behandlung der Fragestellung ausgerichtet sein. In die Arbeit gehören nur Dinge, die für die Darlegung, Klärung oder Beantwortung der Fragestellung relevant sind!
Sagen Sie's in Ihren eigenen Worten
Ein philosophisches Problem oder eine philosophische Position sind erst dann verstanden, wenn es einem gelingt, sie unabhängig von der Terminologie, in der sie ursprünglich formuliert wurden, in eigene Worte zu fassen. Nur das, was man in einer Sprache sagen kann, die man selber spricht, versteht man auch. Und nur das, was man versteht, kann man klar und überzeugend darstellen und vertreten oder kritisieren.
Die Philosophieleserin
Die Hausarbeit ist eine Übung im philosophischen Schreiben. Als solche ist sie nicht an Sie und auch nicht an die Seminarleitung adressiert, sondern an ein Konstrukt, das man "die Philosophieleserin" nennen kann. Die Philosophieleserin ist definiert durch eine je nach Kontext variierende Menge von Kompetenzen und Hintergrundwissen (die Philosophieleserin einer Magisterarbeit ist eine andere als die eines Essays im Einführungskurs). In der Regel ist es nicht ganz falsch, zu versuchen, seinen Essay so zu schreiben, dass die Philosophieleserin eine Person ist, die keine Vorkenntnisse in der Materie, sondern nur eine Menge gesunden Menschenverstandes und die Bereitschaft, sich mit Ihrem Text zu beschäftigen, mitbringt. Denken Sie beim Schreiben immer an die Philosophieleserin: Haben Sie ihr klargemacht, worum es geht? Und wie Sie vorgehen? Kann sie dem folgen, was Sie schreiben? Setzten Sie nicht zu viel voraus? Erklären Sie vielleicht zu wenig oder (was selten vorkommt) zu viel?
Gegenlesen lassen
Eine ungeheure Qualitätssteigerung lässt sich dadurch erreichen, dass Sie das Konstrukt der Philosophieleserin durch eine reale Person ersetzen. Lassen Sie ihre Hausarbeit von einer Kommilitonin oder einem Kommilitonen oder nach Absprache von der Betreuerin oder dem Betreuer gegenlesen und kritisieren, bevor Sie sie noch einmal überarbeiten.
Dazu lautet die einfache "Feedback-Regel", vorzugsweise in Ich-Formulierungen zu kommentieren. Dadurch werden unnötige Abwehrhaltungen und Rechtfertigungsversuche umgangen, insofern der Kommentar auf echte Schwierigkeiten des Lesers und Optimierungsmöglichkeiten fokussiert bleibt.
Überarbeiten
- Siehe die Hinweise im Artikel Überarbeiten.
Korrekturlesen
- Siehe die Hinweise im Artikel Korrekturlesen.
Internetlinks zum Thema
- Auf der Homepage des Schreibzentrums der Ruhr-Universität Bochum gibt es allgemeine Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben als Download.
- die Homepage von Jim Pryor bietet ausführliche "Philosophical Writing Guidelines".
- Unter EpistemeLinks finden sich eine ganze Reihe weiterer Online-Ressourcen zum philosophischen Arbeiten.