Lesetechniken: Unterschied zwischen den Versionen

Version vom 26. September 2006, 09:12 Uhr

Aktives Lesen

Untersuchungen haben gezeigt, dass Leser/innen, die an einen Text ohne konkrete Fragestellung herangehen und einfach so viele Informationen wie möglich behalten möchten, wesentlich weniger langfristig erinnern können als Leser/innen, die den Text unter einer einzigen Frage lesen. Daher sollten Sie sich bemühen, aktiv eigene Fragestellungen zu einem Text zu entwickeln und ihn daraufhin zu untersuchen.

1. Versuchen Sie, einen Überblick zu gewinnen

Wenn Sie beginnen, ein größeres Buch zu lesen, versuchen Sie, sich zuerst anhand des Inhaltsverzeichnisses und der Kapitelüberschriften einen Überblick zu verschaffen, umk welche größeren Themen es in dem Buch geht. Oft enthalten die einzelnen Kapitel auch Zusammenfassungen zu Beginn oder am Ende, die Sie zuerst lesen sollten, wenn Sie nicht genau wissen, welche Kapitel Sie im Besonderen interessieren.

Oft ist auch im Vorwort die Struktur des Buches dargestellt. Sie können innerhalb jedes einzelnen Kapitels auf die gleiche Art und Weise vorgehen. So können Sie bereits vor dem Lesen versuchen, herauszufinden, welche Fragen Sie an dem Buch besonders interessieren, welche Vorkenntnisse Sie schon haben welche Erwartungen Sie an das Buch stellen.

2. Versuchen Sie, eigene Fragen zu entwickeln

Bevor Sie mit dem Lesen beginnen, versuchen Sie, eigene Fragen zu dem jeweiligen Kapitel zu entwickeln: Überlegen Sie, welche Fragen Sie besonders an dem Thema interessieren. Versuchen Sie, die Überschriften und Thesen in Fragen umzuformulieren. Überlegen Sie, welche Probleme das Buch zur Beantowrtung dieser Fragen lösen muss und wann Sie bereit sind, eine Lösung zu akzeptieren. Versuchen Sie, sich zu erinnern, welche Antworten oder Ansätze Sie zu diesen Themen eventuell schon kennen und wo deren Stärken und Schwächen liegen. Versuchen Sie herauszufinden, aus welcher Perspektive der Autor die Themen behandelt und welche Art von Antwort er gibt (ist es eine Einführung zu verschiedenen Positionen, eine Intepretation einer schon vorhandenen Position oder ein neuer Diskussionsbeitrag; versucht der Autor eine positive Antowrt zu geben oder ist es ein Kommentar zu anderen Antworten?).

Am besten ist es sogar, wenn Sie sich diese Fragen explizit notieren.

3. Lesen Sie den Text aktiv

Versuchen Sie, während des Lesens die wichtigsten Argumente in Bezug auf Ihre erarbeiteten Fragen zu finden. Trennen Sie Wichtiges von Nebensächlichem. Gute Autor/inn/en machen Ihnen es einfach, indem Sie wichtige Aussagen stilistisch herausheben, etwa durch Zusammenfassungen und explizite Formulierungen wie "an erster Stelle ist zu nennen", "grundlegend ist..." oder "Zusammenfassend kann formuliert werden...". Viele Autor/inn/en vermischen jedoch wichtige Thesen mit nebensächlichen Diskussionen. Sie können dies trennen, indem Sie sich immer wieder überlegen, welche Textstellen tatsächlich etwas zur Beantwortung Ihrer Fragen beitragen.

4. Überdenken Sie das Gelesene kritisch

Wenn Sie ein Kapitel oder einen Abschnitt gelesen haben, versuchen Sie zunächst, alles Wichtige in diesem Abschnitt zu verstehen. Schlagen Sie unbekannte Worte in einem Lexikon oder philosophischen Wörterbuch nach; wnen Positionen erwähnt werden, die Ihnen unbekannt sind, dann finden Sie heraus, worin diese grundlegend bestehen.

Versuchen Sie nun, die von Ihnen gestellten Fragen zu beantworten. Identifizieren sie das Argument, das zur Antwort führt, indem Sie die Diskussion im Text auf so wenige Punkte wie möglich reduzieren. Danach können Sie Notizen zu dem Gelesenen (s.u.) angertigen. Diese Schritte 1 - 4 werden für jeden Abschnitt und jedes Kapitel wiederholt, bis das ganze geplante Gebiet durchgearbeitet ist. Dann folgt der 5. Schritt, der eigentlich nichts anderes ist als alle vier vorhergehenden im Schnelldurchlauf.

Diese Schritte sollten Sie für jeden Abschnitt wiederholen.

5. Betrachten Sie das Argument eines Buches in seiner Gesamtheit

Wenn Sie das Lesen des Buches beendet haben - das im Übrigen nicht immer den gesamten Text umfassen muss - dann fassen Sie die gewonnen Erkenntnisse zusammen: Versuchen Sie anhand der Überschriften, sich noch einmal die entwickelten Fragen und die Grundstrukturen der Antworten in das Gedächtnis zu rufen.

Nun können Sie überlegen, ob die Antwort des Buchs Sie überzeugt, welche Gegeneinwände es offenlässt, wo seine Stärken gegenüber anderen Ansätzen liegen und welche Schwächen es hat. Überlegen Sie, ob Sie einer/m Mitstudierenden in fünf Minuten das Thema des Buchs, sein grundsätzliches Argument und Ihre Einschätzung erzählen könnten. Das ist natürlich je nach Schwierigkeitsgrad oder Qualität des Buchs nicht immer möglich, aber Sie können so einschätzen, ob nochmaliges Nachschlagen Ihnen weiterhelfen könnte.

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