Grundlagen der Argumentation: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Juni 2010, 14:36 Uhr

Folgende Hinweise finden sich in Jay F. Rosenbergs Einführung "Philosophieren: Ein Handbuch für Anfänger" (Klostermann, 2009).

Dort erläutert er die Praxis des Philosophierens als eine Wissenschaft zweiter Ordnung, die sich mit den rationalen Verfahrensweisen und Begründungsstrukturen von Wissenschaften erster Ornung auseinandersetzt (Z.B. der Natur- und Sozialwisenschaften, der Künste, aber auch der unserer Alltagspraxis. Kurz: Im Fokus der Philosophie steht "das rationale Erforschen rationaler Tätigkeiten" (S. 18). Den "sekundären Charakter" der Philosophie führt er auf ihre spezifische Methode zurück, die er als dialektisches Argumentieren bezeichnet - wobei er einig darauf hinweist, dass jenseits dieser sehr allgemeinen Auskunft kaum Einigkeit über die Methode der Philosophie herrscht.

Mit der dialektischen Methode wird jenseits des philosphischen Staunens mit Argumenten auf Argumente eingegangen (S. 78). Die dabei vorgebrachte Kritik kann sowohl auf die formale Struktur bestehender Argumentationen als auch auf deren Inhalt beziehen. Formale Kritik bezieht sich nur auf die Gültigkeit der Argumente, indem erhellende Modelle ihrer Struktur entworfen werden. Inhaltliche oder interne Kritik adressiert dagegen einzelne Prämissen und letztlich die Kohärenz des ganzen Systems von Begriffen und Überzeugungen, in die das Argument eingebettet ist.

Ein philosophischer Essay folgt im Grunde immer dieser Methode, insofern er auf eine kritische Prüfung fremder Ansichten zielt. Ein Essay ist eben weder literarisches Selbstbekenntnis noch ein bloßer Bericht, sondern die begründete Verteidigung einer These, die sich wiederum auf die Thesen, Ansichten oder Positionen anderer bezieht. Dazu muss der Essay aber klar trennen zwischen der Darstellung von Form und Inhalt der fremden Argumentation und der eigenen, begründeten Kritik. "Einsichtsfähigkeit und Einfallsreichtum" (S. 84) wachsen laut Rosenberg erst mit der fortwährenden Rekonstruktion und Auseinandersetzung mit argumentativ begründeten Thesen und können nicht gelehrt werden.

Für die effiziente Suche nach Inkonsistenzen, bzw. Selbst-Widersprüchen in fremden Argumentationen, empfiehlt Rosenberg in etwa folgende Strategie:

  • Klare Rekonstruktion der argumentative Struktur
  • Formale Prüfung dieser Struktur
  • Prüfung mit Blick auf die begrifflichen Festlegunge und möglichen Spannungen
  • Explikation möglicher impliziter Widersprüche
  • Modellierung eines gegenläufigen Argumentes (gleiche Prämissen , andere Konklusion)
  • Problematisierung und Modellierung einzelner (impliziter) Prämissen

Folgende Prinzien liegen dem vernünftige Denken zu Grunde, sollte deshalb nicht verletzt werden und könen für eine grundlegende Kritik an philosophischen Argumentationen genutzt werden: