Resolution der Philosophiestudierenden zur Abschaffung der abstrakten Zulassungsbeschränkung durch präsidialen Entscheid

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Als Studierende des Frankfurter Instituts für Philosophie begrüßen wir die Aussetzung des so genannten Numerus Clausus zum kommenden Wintersemester. Gleichwohl möchten wir mit der vorliegenden Resolution unser Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass diese Entscheidung nicht als Ergebnis eines gemeinsamen Diskurses der verschiedenen Statusgruppen des Instituts hervorgehen konnte, sondern letztlich durch das Präsidium oktroyiert wurde. Als der NC zum vergangenen Wintersemester eingeführt wurde, geschah dies gegen den massiven Widerstand aller Statusgruppen am Institut – mit Ausnahme der Professoren. Schon damals war die Entscheidung aus inhaltlichen Gründen falsch. Die jüngsten Ereignisse verdeutlich nun zusätzlich, wie sinnlos das sture Beharren auf der Einsetzung und Fortführung des NC seitens der Hochschullehrer gewesen ist. Anstatt die durch die Hochschulleitung nahegelegte Option der Überlastmittel in Anspruch zu nehmen und am Institut einen gemeinsamen Diskurs über konkrete Entlastungsmöglichkeiten zu einem Moment zu initiieren, als hierfür noch ausreichend Zeit zur Verfügung stand, wurde ein drohender Ausnahmezustand imaginiert, der laut den NC-Befürwortern allein durch eine Zulassungsbeschränkung abgewendet werden könne; ein Szenario, das spätestens angesichts der peinlich niedrigen Zulassungszahlen im WS jeglicher rationalen Basis entbehrt. So erwies sich etwa die Aussage, eine qualitative Lehre sei ohne NC nicht mehr zu garantieren, als ebenso überzogen wie unbelegt. Der konkrete Ablauf der Entscheidungsfindung rund um die NC-Abstimmung verdeutlichte zudem die Missstände in der Diskussionskultur am Institut für Philosophie: Während die Gegner der Zulassungsbeschränkung versuchten, einen gemeinsamen Austausch über mögliche Alternativen zum NC einzuleiten, und inhaltlich darlegten, wie etwaige Mehrbelastungen auf zumutbare Weise bewältigt werden könnten, hielten es die Befürworter des NC nicht für nötig, auf diese inhaltlichen Argumente einzugehen, ihnen mit Gegenargumenten zu begegnen oder auch nur schlüssig darzulegen, aus welchen Überlegungen sich ihre Position ergab. Gerade für den philosophischen Diskurs gilt indes, dass dieser allein unter der Bedingung einer Bereitschaft aller Beteiligten gelingen kann, auf die Argumente der anderen einzugehen, diese ernst zu nehmen und ihnen mit den eigenen Argumenten zu begegnen. Ein solcher Diskurs ist hingegen notwendig zum Scheitern verurteilt, sobald sich eine Seite der argumentativen Auseinandersetzung verweigert und stumpf auf die eigene Autorität beruft. Entsprechend bedauern wir die Geschehnisse rund um die NC-Diskussion als Tiefpunkt der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Statusgruppen des Instituts. Dieser Umstand überschattet die aus studentischer Sicht erfreuliche Nachricht der Aussetzung des NC.

Gleichzeitig sind wir durch das Vorgehen der Universitätsleitung höchst irritiert. Die Entscheidung zur Aussetzung des NC erfolgte nicht aus inhaltlichen Motiven, sondern stützte sich vielmehr auf sachfremde, nämlich rein monetäre Erwägungen. Die Studierenden der Philosophie zeigen sich besorgt über eine solche Ausübung von Zwang über Mittelzuweisung, die nach Bedarf und nicht nach dem Wohlfeil des Präsidiums erfolgen sollte. Dies reiht sich indes geradewegs ein in die allgemeine Tendenz einer Delegierung von weitreichenden, fachinternen Entscheidungen an das Kommando bürokratischer Eliten, die der Idee nach innerhalb der einzelnen Fachbereiche getroffen und von inhaltlichen Erwägungen geleitet sein sollten. Dementsprechend sind wir nicht an einer Zuspitzung des institutsinternen Dissenses interessiert, sondern verstehen das vorliegende Schreiben vielmehr als Problemdiagnose, durch welche wir eine offene Diskussion zwischen den verschiedenen Statusgruppen am Institut zu eröffnen hoffen, wie die gemeinsame Zusammenarbeit in Zukunft gestaltet werden soll. Dabei scheinen uns die folgenden Punkte von besonderer Wichtigkeit:

• ein gemeinsamer Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden über konkrete Entlastungsmöglichkeiten erscheint angesichts des zu erwartenden Anstiegs der Zahl an Studienanfänger_innen im kommenden WS unerlässlich; deshalb möchten wir uns für die Schaffung eines institutionalisierten Gremiums einsetzen, in dem eine gemeinsame Reflexion über Möglichkeiten zur Verbesserung der Bedingungen in der Lehre ermöglicht wird (mit verbindlicher Beteiligung der Lehrenden)

• die getroffenen Fehlentscheidungen dürfen nicht zu Lasten der Studierenden gehen! Tutorien und studentische Projekte müssen von etwaigen Kürzungen unberührt bleiben

• angesichts der starken inhaltlichen Argumente, die gegen eine abstrakte Zulassungsbeschränkung zum Philosophiestudium sprechen, sowie der negativen Konsequenzen, welche mit der Einführung des NC am Institut verbunden waren, fordern wir eine verbindliche Zusage der Hochschullehrer, in Zukunft von der Wiedereinführung eines NC abzusehen